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OBERSCHLAUERSBACH – „Gemeinsam haben wir Erfolg, allein sind wir isoliert“ - unter diesem Motto versammelten sich die Vertreter von Polizei, Feuerwehr, BRK und THW (Technisches Hilfswerk), um Gerhard Werner beim Einführungsgottesdienst in Oberschlauersbach in sein Amt als Notfallseelsorger und Fachberater „Seelsorge“ zu begleiten.

Gerhard Werner absolvierte nach der Ausbildung zum Gärtner und Forstwirt das Theologieseminar in Marburg an der Lahn. Jugendarbeit im Hensoltshöher Gemeinschaftsverband, Aufbau der Stadtmission Bamberg – schon damals arbeitete Werner eng mit der Christlichen Polizeivereinigung (CPV) zusammen. Letztendlich war es die Missionsarbeit in Thailand, die ihn mit der Notfallseelsorge konfrontierte. Er betreute 22 Gemeinden und leistete gemeinsam mit seiner Frau Manuela Seelsorge und Familienberatung – als ein schwerer Autounfall die Ereignisse überschattete. Aus einer Gemeinde waren 17 Personen darin verwickelt. Fünf Mitfahrer waren sofort tot, alle anderen schwer verletzt.

Spontan entschloss sich Werner, die Ausbildung zum Notfallseelsorger und zum Fachberater in „Seelsorge für Feuerwehr und Rettungsdienst“ zu absolvieren. Im Auftrag der deutschen Botschaft begleitete und half er seit dieser Zeit deutschen Bürger, die in Thailand in eine Notlage kamen oder in Unfälle verwickelt waren. Bis Juni 2004 war Werner im Reisedienst der Marburger Mission tätig. Nach dem Auslandsaufenthalt lebte die Familie mit ihren Kindern Mirjam und Tim in Willendorf. Werner absolvierte die therapeutische Seelsorgerausbildung und arbeitete ehrenamtlich im Team der Notfallseelsorger mit Pfarrer Klaus Gruber (Burgoberbach) und Manfred Burkhardt aus Bechhofen.

Heute ist Werner Seelsorger in der Landeskirchlichen Gemeinschaft (EC) Dietenhofen. Darüber hinaus ist er in das Projekt „Blaulicht“ integriert, das den - von traumatischen Ereignissen betroffenen - Personen unmittelbare, unbürokratische und strukturierte Unterstützung anbietet. „Wir wollen Helfern, Betroffenen und Angehörigen längerfristig begleiten“ so Werner. Wie wichtig diese Hilfe sei, betonte der Bundessekretär der CPV Manfred Maag: „Menschen in seelischer Not brauchen menschliche Arme und verständliche Worte“. Landrat Rudolf Schwemmbauer ist sicher: „Stille Helfer sind gefragter denn je“ und bestätigte, dass der Landkreis und die politisch Verantwortlichen hinter der Einrichtung „Blaulicht“ stehen und überreichte eine Spende.

Denn von Spenden lebt das Projekt „Blaulicht“ und die damit verbundene neue Stelle eines Notfallseelsorgers. Getragen wird das Konzept von dem Hensoltshöher Gemeinschaftsverband. Erster Vorsitzender Pfarrer Herrmann Findeisen erklärte: „Wir haben große Hochachtung vor den Menschen, die an der Front dem Leid begegnen“. Ihm ist es wichtig, dabei auch die seelische Not zu erkennen und lindern. Da aber die Gelder aus öffentlichen Kassen rar fließen, muss das Projekt von privater Hand getragen werden. Aufgabe von Werner ist es, einen „Freundeskreis“ aufzubauen, der das Projekt mitträgt. „Ein Zukunftsmodell“ so Findeisen. Es ermöglicht, dass „Blaulicht“ seinen Dienst an Betroffene, Angehörige und Helfer kostenlos anbietet und - bei Bedarf - von jedermann in Anspruch genommen werden kann.

Wie wichtig diese Arbeit ist, zeigten die Berichte von Betroffenen auf. Aber auch Polizeihauptkommissar Norbert Wetz von der Polizeiinspektion (PI) Neustadt/ Aisch hob hervor, welchen Stellenwert der Notfallseelsorger habe. Egal ob Unfall, Selbstmord oder Brand – oft ist das Unglück mit großem Leid verbunden und Wetz ist sicher, hier sei der Notfallseelsorger mit Feingefühl gefragt, der auf Menschen eingehen kann, weil er die Lebenserfahrung und die entsprechende Ausbildung hat oder sich dafür berufen fühlt. Wetz ist froh, dass der Bedarf von Notfallseelsorger erkannt wurde, dass sie forciert und aufgebaut wurde und dass es Leute gibt, die sich engagieren.

v.l.n.r.: Pfarrer Eckhard Mattke, stellvertretender Einsatzleiter der Notfallseelsorger in Bayern, Familie Gerhard und Manuela Werner mit den Kindern Tim und Mirjam.

<Quelle: "FLZ" über den Einführungsgottedienst vom 18. Juli 2004>